Luster kommune: Sehenswertes / severdigheter - Natur
 
Austerdalsbreen   ***
Anfahrt: Rv 55 > Fv 337 > Mautweg bis Tungestølen > 8 km Fußmarsch
Der Austerdalsbreen, einer der vielen Gletscherarme des 487 qkm großen Jostedalsbreen, liegt am Südostrand des riesigen Festlandsgletschers. Die nordöstliche Nachbarzunge ist der breite und langgestreckte Tunsbergdalsbreen, der sich mit einer Länge von über 10 km in das Tunsbergdalen erstreckt. An den Lokebreen grenzt im Südwesten der massige Langedalsbreen, der sich mit zwei Gletscherzungen über die Berghänge des oberen Langedalen schiebt.
Neben den im Sommer touristisch überlaufenen Briksdalsbreen und Nigardsbreen zählt der Austerdalsbreen zu den bekannteren Gletscherzungen. Zum Glück liegt er innerhalb des Jostedalsbreen nasjonalpark, so dass eine touristische Vermarktung des Gletschers ziemlich unwahrscheinlich ist. Auch der etwa 16 km lange Fußmarsch ( hin und zurück ) über teils morastige Pfade und eiskalte Schmelzbäche wird die Gletscherzunge nicht zum Favoriten von Bustouristen werden lassen.
Der Austerdalsbreen zählt zu den schönsten Gletscherarmen des Jostedalsbreen. Eine seiner Besonderheiten ist, dass er durch 3 steile Gletscherfälle gespeist wird. Der nördlichste und steilste ist der Torsbreen ( auf dem Photo rechts ). Südwestlich davon, durch einen Buckel aus nacktem Fels getrennt, liegt der Odinsbreen und am südlichsten - durch den Felshang des 1.657 m hohen Austerdalsberget von diesem getrennt - befindet sich der breite Lokebreen ( nur auf der Luftaufnahme sichtbar ), der keine direkte Verbindung zur etwa 3 km langen Gletscherzunge des Austerdalsbreen hat. Aber auch sein Kalben trägt zur Bildung des Austerdalsbreen bei.
Aus der Luft gesehen hat die Gletscherzunge ein paar Merkmale, die sie leicht erkennbar macht. Eine Besonderheit ist die auf der Luftaufnahme gut erkennbare Mittelmoräne, die aus dem Zusammenfluss des Tors- und Odinsbreen entstanden ist. Etwa 700 m nach deren Vereinigung werden die Schmutz- und Geröllmassen ihrer Seitenmoränen auf dem flachen Austerdalsbreen auch auf dem Luftbild gut sichtbar. Die oberflächlichen Ablagerungen auf dem Eis werden zum Auslauf der Gletscherzunge immer breiter. Am Ende bedecken Geröll und Schutt auf einer Breite von fast 200 m die parallel verlaufenden Eismassen des Tors- und Odinsbreen. Beeindruckend ist die etwa 19 m hohe Eiswand an der Spitze des Gletschers, die gnadenlos große Felsblöcke und kleineres Geröll vor sich hertreibt. Bei kaum einem anderen Gletscher ist dies Phänomen so gut zu beobachten.
Ein weiteres Charakteristikum sind die halbmondförmigen, in der Fachsprache Ogivar genannten Ringe, die dem Muster auf einem Krebsschwanz ähneln. Diese Querstreifen, deren Rundungen zur Gletscherzunge deuten, entstehen durch das unterschiedliche Fließverhalten des Gletschers. Innen ist der Fluss schneller als an den Rändern, wo sich die Eismassen - bedingt durch die Reibung an den Talwänden - etwas langsamer bewegen. Die Hell-Dunkel-Färbung entsteht durch den Wechsel der Jahreszeiten. Im Sommer führt das Eis mehr Staub und Schmutz mit sich als im Winter, wo das Eis eine schneeweiße Färbung hat. So kann man jeweils eine Hell- und Dunkel-Zone als Jahresring des Gletschers bezeichnen.
Der Austerdalsbreen besitzt keinen Gletschersee. Dafür treten an der Ost- und Westseite der Gletscherzunge jeweils ein Gletscherbach hervor, die sich nach etwa 400 m zum Austerdalselvi vereinigen.
Die Gletscherzunge wird im Süden von den Steilhängen des 1.528 m hohen Austerdalsnovi und des Austerdalsberget begrenzt, im Norden von dem Felshang des 1.660 m hohen Austerdalsfjellet.
Um 1750, am Ende der kleinen Eiszeit, reichte der Gletscher mehr als 3 km weiter in das Austerdalen. Ein noch heute sichtbares Zeichen für diese Ausdehnung sind eine größere und mehrere kleine Endmoränen, die man auf der Wandertour zum Gletscher übersteigen muss. Nach dieser Zwischeneiszeit zog sich der Gletscher wieder zurück und hinterließ außer den quer zum Tal verlaufenden Endmoränen auch die flachen Sanderflächen im Austerdalen. Im Jahr 1992 begann - parallel mit dem Nigardsbreen - wieder ein kleiner Vorstoß des Gletschers. In fünf Jahren gewann er etwa 43 m an Länge hinzu. Zwischen 1998 und 2000 blieb er stationär, 2001 zog er sich etwas zurück, um 2002 wieder leicht vorzustoßen. In den letzten Jahren ist die Tedenz eines leichten Rückzuges vorhanden.
Die Entdeckung
Noch gegen Ende des 19. Jh. waren ein paar Stellen in Norwegen weiße Flecken auf der Landkarte. Dazu zählten auch einige Gebiete des Jostedalsbreen und des Jotunheimen. Für die einheimischen Bauern waren die mit Gletschern und Schneefeldern überzogenen Berge tabu. Sie hielten Gletscherforscher oder Abenteurer für verrückt, die sich in die vereiste Bergwelt wagten. Einer dieser Pioniere war der englische Bergsteiger William Cecil Slingsby (1849-1929), der es sich schon seit 1872 zur Aufgabe gemacht hatte, einige weiße Flecken auf der Landkarte zu tilgen und Erstbesteigungen einiger Berggipfel im Jotunheimen vorzunehmen. Sein erklärter Lieblingsberg war der Store Skagastølstind, ein bis dahin als unbezwingbar geltender Gipfel. 1876 gelang ihm im 2. Versuch die Erstbesteigung des 2.405 m hohen Berges im Hurrungane. Der kleine Gletscher östlich des Gipfels wurde nach ihm benannt.
Im August 1894 plante er die Überquerung des Jostedalsbreen. In Begleitung seines Neffen Cyril Todd und dem Geschäftsmann und Gletscherführer Mikkel Mundal aus Fjærland brach er morgens von Nystølen in Veitastrond auf und erreichte durch das Austerdalen die Gletscherzunge. Beim Anblick des Austerdalsbreen drückte er seine Begeisterung mit dem bekannten Zitat aus: "The finest ice scenery in Europe". Was Slingsby nicht wusste, war die Tatsache, dass am Morgen des Vortages der Bergenser Rechtsanwalt Kristian Bink, einer der führenden Fjellpioniere des Landes, mit seinem Gefährten Daniel Sygnesand den Gletscher von Lunde in Jølster aus bestiegen hatte. Die beiden überquerten das Gletscherplateau in nordöstlicher Richtung bis zum 1.657 m hohen Austerdalsberget, eine etwa 19 km lange Gletschertour. Über den blanken Felsrücken zwischen Odinsbreen und Lokebreen wagten sie den Abstieg. An einem besonders markanten Aussichtspunkt über die Gletscherszenerie bauten sie eine Steinpyramide ( varde ), die noch heute als Wegmarkierung vorhandene Kvitsteinsvarden. Den Namen bekam sie später nach dem weißen Quarzstein, der den obersten Stein der varde bildete.
Übrigens war es Kristian Bink, der den 3 Gletscherzuflüssen des Austerdalsbreen Namen aus der nordischen Mythologie gab. Den steilsten Gletscherarm, von dem häufig donnernde Eislawinen zu Tal stürzten, nannte er Torsbreen nach dem Donnergott Thor, Odins erstem Sohn. Den breiteren Gletscherstrom nannte er Odinsbreen nach Odin, dem germanischen Hauptgott. Den südlichsten Gletscher benannte er Lokebreen, nach Loki, einem Kind zweier Riesen, der mit Odin durch Blutbrüderschaft verbunden war. Dieser Gletscherarm, der über die Bergwand hängt, ist der tückischste, da von ihm unvermittelt Eismassen donnernd auf die Gletscherzunge niedergehen.
Während Slingsby und seine Begleiter sich dem südlichen Teil des Austerdalsbreen näherten und sich dann auf diesem in Richtung Nordwesten bewegten, hatten Bing und Sygnesand nach einer Übernachtung bei der Kvitesteinsvarden den schwierigen Abstieg über den Felshang zwischen Tors- und Odinsbreen hinunter zur Gletscherzunge hinter sich gebracht und wanderten auf dem nördlichen Teil der Zunge in südöstlicher Richtung. Aufgrund der hohen Mittelmoräne, die den Gletscher bedeckt, haben sie sich nicht gesehen und sind aneinander vorbeigelaufen.
Slingsby´s Gruppe, die einsah, dass man das Gletscherplateau nicht über die steilen Gletscherströme erreichen konnte, wählte ebenfalls den Felshang zwischen den Eisfällen Tor und Odin für den Aufstieg. Dabei passierten sie auch die Stelle, wo Bing und Sygnesand am Vortag das Steinmännchen errichtet hatte. Zudem waren auch Spuren im Schnee vorhanden. Doch Slingsby deutete sie als Bärenspuren, da er menschliche Spuren in dieser noch nicht erforschten Region des Jostedalsbreen für völlig abwegig hielt. Vieleicht hätte ihm einleuchten müssen, dass Braunbären, die es zwar damals noch in dem Gebiet gab, sich nicht auf Gletschern in über 1.500 m Höhe herumtreiben. Die Gruppe um Slingby überquerte den Jostedalbreen weiter nach Südwesten, die gleiche Richtung, aus der Bink und Sygnesand gekommen waren. .
Als sich Slingsby und Bink Tage später trafen, klärte sich dann in einem Gespräch zwischen den beiden das Rätsel über die geheimnisvollen "Bärenspuren" auf.
Die Anfahrt
Aus Richtung Sogndal kommend, biegt man nach dem Wald am Ostufer des Hafslovatnet vom Rv 55 ( Sognefjellsvegen ) nach links auf den Fv 337 ab, der anfangs etwa 5 km am Nordufer des Hafslovatnet entlangführt. Nach weiteren 2,9 km, wobei die Straße am kleinen Straumavatnet nach Norden abknickt, ereichen wir den Südzipfel des Veitastrondvatnet. 20,5 km folgen wir der Straße entlang des Ostufers. Auf dieser Strecke passiert man 4 Tunnel, der längste ist 1,5 km. Da sich das menschliche Auge erstmal an die Dunkelheit des Tunnels anpassen muss, sollte man auf jeden Fall vorsichtig in den Tunnel hineinfahren, da man darin mit Radfahrern, Tieren oder Gegenverkehr rechnen muss. Die Strecke entlang des Sees ist außerdem ziemlich schmal und in Kurven unübersichtlich. An einigen Stellen gibt es schmale Ausweichbuchten, die bei Gegenverkehr derjenige aufsuchen sollte, der sie am nächsten hat. Von Veitastrond am Ende des Sees sind es noch 5,3 km bis zur Mautstelle. Für PKWs beträgt die Mautgebühr 20 NOK ( 2005 ). Den Parkplatz an der Brücke über den Austerdalselvi erreicht man nach weiteren 4,8 km grusveg. Insgesamt beträgt die Strecke ab dem Rv 55 bis zum Startpunkt der Wanderung 38,5 km.
  • Weitere Photos zur Wanderung zum Austerdalsbreen in unserer Photogalerie.

Sogn og Fjordane: Highlights auf einen Blick Sogn og Fjordane: Highlights-Natur
©2007 by Otto and Mechtild Reuber
Frameview / Home / Register/Sitemap: Austerdalsbreen - Luster kommune